Auswirkung der Sanktionen auf jemenitische Reisende
Mohammed Abo Taleb hielt als Vertreter der Organisation INSAN für Menschenrechte und Frieden bei dem Genfer Seminar zu den Menschenrechtsverletzungen im Jemen am 13. März einen PowerPoint-Vortrag, den wir im folgenden zusammenfassen.
Im Artikel 13 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ heißt es:
„1. Jeder hat das Recht, sich innerhalb eines Staates frei zu bewegen und seinen Aufenthaltsort frei zu wählen.
2. Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzukehren.“
Die Blockade des Jemen ist somit eine klare Verletzung des Rechts der Jemeniten auf Reisefreiheit nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Die Blockade hat zahlreiche Folgen – gesundheitliche, wirtschaftliche und soziale – für jemenitische Reisende.
Gesundheitliche Folgen
Das Gesundheitssystem des Jemen war schon immer in einem schlechten Zustand. Infolgedessen waren schon immer Zehntausende von jemenitischen Patienten, insbesondere jene, die unter chronischen Krankheiten leiden, vom medizinischen Tourismus ins Ausland abhängig.
Die Aggression und die fortgesetzte Blockade des Jemen haben im ganzen Land zum Zusammenbruch des Gesundheitssystems geführt, wodurch die Zahl der Patienten, die für ihre Behandlung ins Ausland reisen müssen, gestiegen ist.
Mehr als 70% der Bevölkerung des Jemen leben im Nordjemen. Vor dem Beginn der Aggression war der Internationale Flughafen von Sanaa für mehr als zehn Millionen Jemeniten der einzige Weg ins Ausland, da dieser Flughafen mitten im Norden des Jemen liegt und für die Menschen im Raum Sanaa und in den Städten um Sanaa leicht zugänglich ist.
Seit dem Beginn der Aggression wurden 15 Flughäfen ganz oder teilweise zerstört, weshalb nun noch mehr Reisende auf den Internationalen Flughafen Sanaa angewiesen sind.
Nach Angaben des Ministeriums für Öffentliche Gesundheit und Bevölkerung des Jemen wurden als Folge der Schließung des Flughafens Sanaa 15.740 Todesfälle verzeichnet. Im Schnitt sterben jeden Tag 37 Patienten, weil ihnen Medikamente fehlen und sie nicht in der Lage waren, ins Ausland zu reisen.
Einem Sprecher der Behörde für Zivilluftfahrt und Meteorologie zufolge hindert die Blockade mehr als 300.000 Bürger am Reisen, darunter 100.000, die dringend eine medizinische Behandlung im Ausland benötigen – insbesondere Personen mit chronischen Krankheiten wie Krebs oder Nierenversagen, Herz- und Lebererkrankungen oder Kriegsverletzungen.
Von den Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen, die zur Behandlung ins Ausland reisen wollen, stirbt jeder zehnte auf dem Weg zu den Flughäfen Sayoun oder Aden, entweder aufgrund der weiten Entfernungen, der Reisebehinderungen, der instabilen Sicherheitslage, oder weil er nicht in diese Provinzen einreisen darf.
Wirtschaftliche Folgen
Alle Fluglinien haben ihre Flüge nach Jemen eingestellt, was zur Folge hatte, daß drei Millionen Jemeniten ihre Arbeitsplätze und Einkommensquellen verloren haben. Die Reisekosten sind um 200% gestiegen. Das gilt nicht nur für Flüge, sondern auch für den Landweg.
Soziale Folgen
Etliche Jemeniten, die im Ausland starben, mußten auch im Ausland begraben werden, weil ihre Verwandten sie nicht nach Jemen zurückbringen konnten.
Die Aggressorstaaten und ihre Söldner vor Ort nutzen die Blockade, um alle Gegner der Aggressoren und alle, die mit ihrer aggressiven Politik nicht einverstanden sind, zu verhaften. Viele Menschen, die sich in keiner Weise politisch oder militärisch betätigen, werden lediglich deshalb inhaftiert, weil sie bestimmten Familien angehören.
Flüge von Aden und Seyoun führen oft in Staaten, die an der Aggression beteiligt sind und in denen Jemeniten sehr schlecht behandelt werden.
Man kann mindestens sagen, daß die Blockade des Jemen in jeder Hinsicht ein Kriegsverbrechen ist.
Vielen Dank.
Von Mohammed Abo Taleb, INSAN Für Menschenrechte und Frieden
https://www.solidaritaet.com/neuesol/2018/13/insan.htm
Quellen
- Ministerium der Republik Jemen für Menschenrechte
- Ministerium der Republik Jemen für Öffentliche Gesundheit und Bevölkerung
- Behörde für Zivilluftfahrt und Meteorolgie